Bauchschmerzen
Fast jeder kennt sie: zwickende Bauchschmerzen im linken, rechten oder kompletten Bauchbereich, drückende Darmkrämpfe, teilweise kombiniert mit Erbrechen, Übelkeit oder Verdauungsstörungen. Bauchschmerzen gehören zu den Beschwerden, unter denen der Mensch am häufigsten zu leiden hat. Häufig ist ein üppiges Mahl schuld, auch eine Magenverstimmung nach ‚normalem‘ Essen ist möglich. In der überwiegenden Zahl der Fälle liegt den Schmerzen keine besorgniserregende Ursache zugrunde, manchmal sind aber auch gefährliche Erkrankungen ursächlich, die sofortiger Behandlung bedürfen.
Beschreibung
Im Bauch (auch: Abdomen) liegen einige Organe, hauptsächlich die Verdauungsorgane. Sämtliche dieser Organe kommen als Auslöser von Bauchschmerzen in Betracht.
Magen, Zwölffinger-, Dünn-, Dick- und Enddarm bilden zusammen einen langen Schlauch, den der Nahrungsbrei passieren muss. Bei diesem Vorgang können die unterschiedlichsten Beschwerden auftreten. Schmerzt der Oberbauch, ist meist der Magen Wurzel des Übels. Unterbauchschmerzen oder Darmkrämpfe werden eher von Dünn- oder Dickdarm hervorgerufen.
Bei der Nahrungsverwertung spielen auch Bauchspeicheldrüse, Gallenblase und Leber eine Rolle. Falsche Ernährung spielt diesen Organen übel mit, sodass es zu krampfartigen, kolikartigen Bauchschmerzen kommen kann, die auch gürtelförmig auftreten können. Bei Erkrankungen dieser Organe kann die Haut sich zusätzlich gelb verfärben.
Seltener ist die Milz, die ihren Sitz im Oberbauch links hat (im Gegensatz zur Leber, die rechts sitzt), verantwortlich für Magenschmerzen.
Die Organe des Harnsystems liegen im Unterbauch. Entzündungen der Nieren können schmerzhaft in die Flanken und den Rücken ausstrahlen. Unterbauchschmerzen können auf Harnwegsinfektionen zurückzuführen sein. Bei Frauen können zusätzlich die Eileiter und weiblichen Geschlechtsorgane Bauchkrämpfe- und schmerzen hervorrufen, insbesondere während der Menstraution oder einer Schwangerschaft. Bei Männern liegen Unterbauchschmerzen ggf. in der Prostata begründet.
Die Aorta durchzieht als größtes Gefäß den Bauch und transportiert das Blut vom Herzen in Beine und Bauchorgane. Reißt die Gefäßwand ein, kann dies dramatische Folgen haben, sodass eine sofortige Behandlung notwendig ist.
In Ausnahmefällen bereitet die Wirbelsäule Schmerzen, die fälschlicherweise zu Beginn als Bauchschmerzen eingeordnet werden.
Teilweise treten Bauchschmerzen als alleiniges Symptom in Erscheinung, in der Regel werden sie jedoch begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Blähungen und/oder Fieber.
Sollte der Bauch verhärtet und aufgebläht und sensibel gegen Druck sein, kann ein sogenanntes akutes Abdomen vorliegen. Ist die Ursache nicht geklärt, handelt es sich hierbei um einen Notfall. Beispielsweise kann der Durchbruch eines entzündeten Blinddarms oder eines Magengeschwürs schlimmstenfalls den gesamten Bauchraum infizieren.
Angina pectoris-Anfälle oder Herzinfarkte äußern sich nicht zwingend mit den typischen Symptomen, sondern können daneben auch in den Bauch ausstrahlen. Insbesondere bei Frauen macht sich ein Herzinfarkt unter Umständen durch starke Bauchschmerzen bemerkbar. Treten weitere Beschwerden wie Kurzatmigkeit oder Luftnot zu den Bauchschmerzen hinzu, ist immer unmittelbares Eingreifen erforderlich.
Ursachen und Erkrankungen
Bauchschmerzen treten in den unterschiedlichsten Arten auf, denen dementsprechend viele verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen können.
Schmerzen im Oberbauch
Im Oberbauch rechts liegt die Leber, auf der linken Seite die Milz. Schmerzen im oberen Abschnitt des Bauches gehen daher oft von diesen Organen aus. Die Bauchspeicheldrüse liegt eher mittig, von ihr ausgehende Schmerzen beschränken sich jedoch nicht ausschließlich auf diesen Abschnitt, sondern können auch gürtelartig zur Seite ausstrahlen.
- Als Aortenaneurysma bezeichnet man Fälle, in denen Aussackungen in der Gefäßwand reißen. Erreicht das Aneurysma eine gewisse Größe, so kann es gegen Nerven drücken. Dadurch können Schmerzen in den Oberbauch ausstrahlen. Zudem kommt es unter Umständen zu Missempfindungen in den Beinen.
- Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) geht mit stärksten Beschwerden einher. Krampfartige, kolikartige Bauchschmerzen, die sich häufig gürtelförmig um den Oberbauch ziehen, werden meist begleitet von Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Gelbsucht und Fieber.
- Bei Gallensteinen treten in erster Linie nach fettreichen Mahlzeiten stärkste Bauchkrämpfe und Koliken auf. Hinzutreten können Schüttelfrost, Fieber und Erbrechen. Bauchschmerzen auf der rechten Seite können bis in die rechte Schulter ausstrahlen.
- Oberbauchschmerzen können immer auch ein Zeichen für Lungenentzündung oder Herzinfarkt sein. Dies ist bedingt durch die anatomische Nähe zum Brustkorb.
- Krebstumoren im Oberbauch (Bauchspeicheldrüsen-, Magen- oder Darmkrebs) können dort Darmkrämpfe und Darmschmerzen hervorrufen. Abgeschlagenheit, Druckgefühl, Teerstuhl und starker Gewichtsverlust sind zusätzliche typische Symptome.
- Die Leber zieht sich vom rechten Oberbauch bis hin zur Mitte nach links. Lebererkrankungen führen zu Schmerzen in diesem Bereich, wobei die Bauchschmerzen im Falle von Hepatitis und Leberzirrhose nicht genau lokalisierbar sind. Gelbsucht, Abgeschlagenheit, Leistungsabfall und Appetitlosigkeit sind weitere Anzeichen für eine Erkrankung der Leber.
- Liegt ein Magengeschwür (Ulcus ventriculi) vor, treten meist unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme starke Oberbauchschmerzen auf, die sich mit der Zeit abschwächen.
- Beim Reizmagen treten Verdauungsbeschwerden als krampfartige Bauchschmerzen unabhängig vom Essen auf. Darüber hinaus kann es zu Völlegefühl, Appetitlosigkeit und Blähungen kommen.
- Leitsymptome von Sodbrennen, Refluxkrankheit und Refluxösophagitis sind aufsteigende, brennende Schmerzen im Oberbauch, hinter dem Brustbein bis hin zum Hals sowie zeitweise saures Aufstoßen. Diese treten meist nach üppigen, fettreichen Mahlzeiten auf.
- Bei einem Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) kann die Wirbelsäule sich u.a. durch Schmerzen im Oberbauch bemerkbar machen.
- Ein Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni) zeigt sich typischerweise durch den sogenannten Nüchternschmerz. Dieser tritt plötzlich inmitten der Nacht oder einige Stunden nach der letzten Mahlzeit auf und bessert sich durch Nahrungsaufnahme.
Schmerzen im Unterbauch
Unterhalb des Bauchnabels führen oftmals Erkrankungen des Blind- oder Dickdarms zu Unterbauchschmerzen. Erkrankungen der Harnwege oder – bei Frauen – gynäkologische Probleme können ebenfalls Unterbauchschmerzen zur Folge haben.
- Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) äußert sich durch starke Unterbauchschmerzen auf der rechten Seite, einhergehend mit Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Fieber.
- Eine Entzündung der Dickdarmschleimhaut (Colitis ulcerosa) macht sich bemerkbar durch krampfartige Bauchschmerzen und blutige Durchfälle.
- Eine Entzündung der Ausstülpungen des Dickdarms (Divertikulitis) erkannt man an starken, kolikartigen Darmschmerzen. Wird sie nicht behandelt, können Bauchfellentzündung und/oder ein akutes Abdomen die Folge sein.
- Eierstockentzündungen/Eileiterschwangerschaften/Endometriosen äußern sich ebenso wie andere gynäkologische Probleme oftmals durch heftige Unterbauchschmerzen in Verbindung mit ziehenden Schmerzen und verändertem Ausfluss.
- Harnwegsinfekte wie Blasenentzündungen führen zu Übelkeit und starken Unterbauchschmerzen.
- Leistenbrüche, also Durchbrüche des Darms in den Leistenkanal, treffen überwiegend Männer. Anzeichen sind ein ziehender Schmerz in der Leiste sowie eine typische Schwellung im betroffenen Bereich.
- Bei Morbus Crohn kommt es immer wieder zu Durchfällen, Darmkrämpfen, Gewichtsverlust und Fieber. Die Schmerzen betreffen vor allem den rechten Unterbauch, verteilen sich aber auch über die gesamte Bauchfläche.
- Nierensteine oder Nierenbeckenentzündungen verursachen unter Umständen starke Schmerzen in den Flanken, die anfallsartig auftreten und über den Unterbauch bis in die Oberschenkel ausstrahlen können. Sind die Schmerzen äußerst stark, können Übelkeit und Erbrechen die Folge sein.
- Prostataentzündungen können ebenfalls ursächlich für Bauchschmerzen sein.
Schließlich kommen Verdauungsbeschwerden wie etwa eine gewöhnliche Verstopfung als Grund für Bauchschmerzen in Betracht.
Schmerzen im gesamten Bauch
In den wenigsten Fällen sind Bauchschmerzen eindeutig zu lokalisieren. In der Regel breiten sie sich über den gesamten Bauch aus.
Häufig sind Magen-Darm-Infektionen ursächlich für krampfartige Bauchschmerzen, die sich über den ganzen Bauch verteilen. Zusammen mit Durchfall und Erbrechen, starker Übelkeit, Fieber, einem Gefühl der Schwäche und Abgeschlagenheit sind diese Bauchschmerzen typische Anzeichen für Infekte und leichte Nahrungsmittelvergiftungen. Auch physischer und psychischer Stress ist nicht selten verantwortlich für Darmkrämpfe und Verdauungsstörungen.
Bei weitem weniger häufig kann einer der folgenden Gründe ursächlich für Schmerzen im gesamten Bauch sein.
- Die gefürchtete Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) kann ausgelöst werden durch einen Darmverschluss, den Durchbruch eines Magengeschwürs oder einen entzündeten Blinddarm, durch Gallensteine oder eine infizierte Operationsnarbe. Sofortiges Handeln ist geboten!
- Ein Darmverschluss ist ein akuter Notfall, der auf alte Narben oder eine verdrehte Darmschlinge zurückzuführen ist. Beginnend mit Koliken ruft er stetig stärkere Schmerzen hervor, die evtl. von Stuhlverhalt oder Erbrechen (mitunter auch von Stuhl) begleitet werden.
- Durchblutungsstörungen, die im Verschluss einer Arterie begründet sind, führen zum Darminfarkt. Die Unterversorgung mit Sauerstoff bedingt das Absterben des betroffenen Darmabschnitts, was starke Bauchschmerzen mit sich bringt. Ein sofortiger chirurgischer Eingriff ist erforderlich.
Bauchschmerzen bei Kindern
Kehren Bauchschmerzen bei Kindern regelmäßig wieder, sollte ihre Ursache vom Kinderarzt abgeklärt werden, da Nahrungsmittelunverträglichkeiten der Grund sein können.
Treten Bauchschmerzen plötzlich auf und werden sie begleitet von Fieber, Schwitzen, Erbrechen, Durchfall und Angst, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Beachten Sie aber, dass Kleinkinder Schmerzen noch nicht eindeutig orten können und oft auch bei Hals- oder Ohrenschmerzen auf den Bauch als Ursache deuten.
Schwangerschaft
Unterbauchschmerzen und Krämpfe treten bei vielen Frauen zu Beginn der Schwangerschaft auf. Das Wachstum des Fötus dehnt die Gebärmutter und das umliegende Gewebe, wodurch ein starkes Ziehen entstehen kann. Oftmals verursachen auch Tritte des Babys oder das Liegen auf dem Rücken Beschwerden. Viele Frauen leiden zudem unter Verdauungsbeschwerden.
Sollten die Schmerzen über einen längeren Zeitraum nicht nachlassen und schlimmer als üblich sein, treten schließlich auch noch Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Blutungen hinzu, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden, um ernstzunehmende Komplikationen bestenfalls auszuschließen.
Sandyy meint
Hallo, wir sind evolutionär biologisch dazu geformt, in der Hocke zu sitzen, wenn es um die gründliche Darmentleerung geht. Auch Frau Enders hat im letzten Jahr in ihrem Buch geschildert, dass wir die Hocke einnehmen sollten, wenn wir unseren Darm reinigen möchten. Ich nehme diesen Ratschlag seit ein paar Monaten wahr und gehe tatsächlich in die Hocke für meinen regelmäßigen Stuhlgang. Ich kann nur schildern, anfangs ein wenig unbequem, aber seit ein paar Wochen weiß ich die Vorzüge des Hockens zu schätzen :). Eine gute Freundin hat mir von einem Toilettenhocker erzählt. Ich meine, der hört auf den Name Hoca und ist speziell dafür gebaut, dass wir diesen an unsere moderne Sitztoilette schieben könnten. Auf den Hocker stelle ich die Füße im korrekten Abstand und schon sitze ich im 35 Grad Winkel. In dieser Haltung kann der Darm sich gründlich erleichtern und ich kann sogar einige Darmkrankheiten wirksam vorbeugen.