Veratrum Album, ist eine krautartige Pflanze aus der Familie der Germer-Gewächse und wird auch Nieswurz, Lauskraut oder Lauswurz genannt. Es wurde früher als Pfeilgift und Insektizid benutzt und ist extrem giftig! Daher wurde es auch in der Pflanzenheilkunde nicht angewandt.
Anwendungsmöglichkeiten
Veratrum album wirkt auf verschiedene Systeme des Körpers ein. Dazu gehören das Nervensystem, die Verdauungsorgane, das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege. Der Veratrum album Patient zeichnet sich aus durch Übermut und ausgeprägten Ehrgeiz. Weitere Persönlichkeitsmerkmale sind Unruhe bzw. Hyperaktivität. Die Patienten haben Ängste, die vor allem in der Nacht verstärkt auftreten. Sie zeigen oftmals Anzeichen einer Hypochondrie. Zu den körperlichen Symptomen gehören unter anderem starkes Schwitzen. Besonders auffällig ist der kalte Schweiß auf der Stirn. Insgesamt ist er sehr blass und hat mit Kreislaufschwäche und drohendem Kollaps zu kämpfen. Symptome des Verdauungsapparates sind Durchfall und Erbrechen. Oft wird dabei Schleim und Gallenflüssigkeit erbrochen. Diese werden begleitet von einem Kälteschauer, der über den ganzen Körper geht. Typisch für den Veratrum album Patienten sind außerdem die unruhigen, rollenden Augenbewegungen. Die Symptome verbessern sich, wenn der Patient ruhig liegt und bei Wärmezufuhr. Gehen bzw. das Herumgetragen werden bei Kleinkindern, haben ebenfalls einen positiven Effekt. Die Symptome werden verstärkt bei körperlicher Anstrengung. Der Verzehr von kalten Getränken und Obst wirken sich ebenfalls negativ aus. Die Beschwerden treten stärker auf während der Periode sowie beim Stuhlgang und bei feuchter Kälte. Generell wird ein Wetterwechsel nicht gut vertragen.
Dosierung und Einnahme
Homöopathische Mittel können generell in Form von Tropfen, Tabletten und Globuli eingenommen werden. Man unterscheidet im Allgemeinen Niedrig-, Mittel sowie Hochpotenzen voneinander. Für die Selbstbehandlung sind Niedrigpotenzen zu empfehlen, von D6 bis D12 zu empfehlen. Höhere Potenzen, ab D13 bis D29 gehören zu den Mittelpotenzen. Da sie sowohl auf Körper als auch Geist wirken, sollten Mittelpotenzen nur in Absprache mit einem Homöopathen oder einem geschulten Arzt eingenommen werden. Dies gilt ebenfalls für Hochpotenzen ab D30 bzw. C-, LM- sowie M-Potenzen. Um die Aufnahme des Mittels über die Mundschleimhäute nicht zu behindern, sollte ca. 15 Minuten vor und unmittelbar nach der Einnahme auf jegliche Art von Essen und Trinken, hier insbesondere Alkohol sowie Nikotin verzichtet werden. Die Wirkung beeinträchtigen können ebenso Zahnpasta, Minze, Kaugummi und Kaffee. Der Konsum sollte daher auf das Minimum beschränkt werden. Intensive Duftöle sowie Lösungsstoffe sollten ebenfalls vermieden werden. Um mögliche chemische Reaktionen zu vermeiden sollten Tropfen und Globuli nie mit einem Löffel aus Metall verabreicht werden. Empfehlenswert ist hier die Verwendung eines Plastiklöffels. Wurde von einem Schulmediziner ein Medikament verschrieben, darf dieses nicht eigenmächtig abgesetzt werden, um es durch ein homöopathisches Mittel zu ersetzen. Bei einer Selbstbehandlung sollten nie mehrere homöopathische Mittel gleichzeitig ausprobiert werden. Die Neben- bzw. Wechselwirkungen sind für eine nicht-fachkundige Person nicht kalkulierbar.
Einnahmeempfehlung für Erwachsene
Bei der Einnahme von Globuli und Tabletten ist darauf zu achten, dass sie nicht zerkaut bzw. einfach runtergeschluckt werden. Die Wirkung entfaltet sich nur richtig, wenn es über die Mundschleimhäute aufgenommen werden kann, daher sollten sich Globuli und Tabletten im Mund auflösen können. Eine andere Möglichkeit der Einnahme ist die Globuli bzw. Tabletten in Wasser aufzulösen und anschließend zu trinken. Tropfen werden einfach mit Hilfe eines Plastiklöffels eingenommen.
Einnahmeempfehlung für Kinder
Für Säuglinge, bis einschließlich 12 Monaten, ist die Einnahme von einem Globulus ausreichend. Bis zum dritten Lebensjahr können zwei Globuli verabreicht werden. Ältere Kinder können bis zu drei Globuli einnehmen. Bei Säuglingen und Kleinkinder empfiehlt es sich die Globuli in die Wangentasche zu legen, so dass sie von den Mundschleimhäuten absorbiert werden können. Sollen Tropfen verabreicht werden können diese in Wasser gelöst und über eine Pipette in den Mund getropft werden. Die Pipetten sind in Apotheken erhältlich. Als Alternative können die Tropfen ebenso über die Trinkflasche des Kindes verabreicht werden.
Wirkungsweise und Nebenwirkungen
Die Homöopathie soll den Körper dabei unterstützen sich selbst zu heilen. Sie kann sowohl bei akuten als auch chronischen Erkrankungen eingesetzt werden. Die Behandlungsmethoden in der Homöopathie beruhen auf dem sogenannten Ähnlichkeitsprinzip. Es besagt, dass ein Wirkstoff, der in hoher Dosierung die Symptome einer bestimmten Krankheit auslöst, in stark verdünnter Form diese Krankheit auch heilen kann. Dieses Prinzip ist bereits seit der Antike bekannt und wurde schon von Ärzten wie Hippokrates und Paracelsus genutzt. Bei der Einnahme von homöopathischen Mitteln kann es zunächst zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen. Hahnemann, der Begründer der klassischen Homöopathie, bezeichnete dieses Phänomen als „Erstverschlimmerung“. Es kann unter Umständen auch zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Fiebersymptomen kommen. Dies soll laut Hahnemann ein Zeichen dafür sein, dass die Entgiftungsmechanismen des Körpers zu arbeiten beginnen. Die Erstverschlimmerung sollte jedoch nach wenigen Tagen abklingen und eine Besserung der Ausgangssymptome sollte dann eintreten. Ist dies nicht der Fall muss das Mittel abgesetzt werden.
Alternative Homöopathische Mittel
Arsenicum album
Der Arsenicum album Patient leidet ebenfalls unter Erbrechen und Durchfall. Ebenso das starke Schwitzen, die Unruhe, Angst und die Blässe sind typische Merkmale. Bei beiden werden die Symptome durch Liegen und Wärme verbessert. Unterschiede zeigen sich jedoch in der Persönlichkeit. Arsenicum album Patienten sind sehr selbstkritisch und geizig.
Carbo vegetabilis
Dieses Mittel kann bei Dreimonatskoliken und Lungenentzündungen sowie Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen eingesetzt werden. Bei Carbo vegetabilis Patienten tritt ebenfalls kalter Stirnschweiß auf. Im Gegensatz zum Veratrum album Patienten sind sie jedoch eher stumpf und wirken beinahe apathisch. Die Beschwerden werden im Liegen verstärkt.
Cuprum metallicum
Bei Cuprum metallicum Patienten kommt es ebenfalls zu aggressivem Verhalten, die sich in plötzlichen Wutanfällen manifestieren können. Der kalte Schweiß ist eine weitere Gemeinsamkeit, dieser führt jedoch zu einer grünlichen Verfärbung auf Textilien. Beide zeichnen sich durch ein schüchternes zurückhaltendes Wesen aus. Im Unterschied zum hier beschriebenen Arzneimitteltyp ist der Cuprum metallicum Patient jedoch sehr pflichtbewusst und fühlt sich nur wohl, wenn er klar definierte Regeln befolgen kann. Dieses Verhalten setzt er auch bei seinen Mitmenschen voraus.
Acidum phosphoricum
Der Acidum phosphoricum Patient hat ebenfalls Schwächeanfälle und zeichnet sich durch starkes Schwitzen aus. Die Beschwerden werden wie beim Veratrum album Patienten verstärkt durch Kälte und bei Belastung. Unterschiede zeigen sich jedoch in der Persönlichkeit. Der Acidum phosphoricum Patient ist sehr sanftmütig und konfliktscheu. Sie sind außerdem sehr sensibel und interessieren sich für das Wohlbefinden anderer.
Hintergrundinformationen
Veratrum album ist der botanische Name des Weißen Germers. Es ist auch unter dem Namen weißer Nieswurz bekannt und gehört zur Familie der Liliengewächse. Die kräftige, aufrecht wachsende Pflanze kann eine Höhe von 50 bis 150 cm erreichen. Sie besitzt gelbgrüne bis weiße Blüten, die in dichten Rispen angeordnet sind. Der Weiße Germer blüht zwischen Juni und August. Die Pflanze ist in den Alpen und Voralpen beheimatet. Bevorzugt wächst sie bei Höhenlagen zwischen 500 bis 2700 m auf kalkhaltigen und nassen Böden. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind die Steroid-Alkaloide Protoveratrin und Germerin. Das giftige Alkaloid Protoveratrin verringert Blutdruck und Herzfrequenz. Die Wirkstoffe der Pflanze haben außerdem Auswirkungen auf das Nerven- und Verdauungssystem sowie die Atemwege. Mit zunehmender Höhenlage nimmt die Alkaloid Konzentration in den Pflanzen ab. Zur Gewinnung des homöopathischen Mittels Veratrum album wird die Wurzel der Pflanze verwendet, da die Wirkstoffkonzentration am höchsten ist. Hierfür wird die Wurzel getrocknet, zerkleinert und anschließend in Alkohol gelegt.
Als homöopathisch verdünntes Heilmittel ist Veratrum hilfreich gegen Brechdurchfall und Kollaps-Zustände, insbesondere wenn die Haut des Patienten eiskalt ist und und ihm warme Getränke Linderung verschaffen. Diese Menschen haben auch häufig ein Verlangen nach saurem Obst. Vor allem aber ist Veratrum Album ein Hauptmittel bei Cholera.
Verwendungsgebiete von Veratrum Album
- akuter Brechdurchfall
- Bronchien
- Brechdurchfall mit starkem Erbrechen
- Schwindel (niedriger Blutdruck und blass kalter Schweiß)
- Starker Durchfall (mit Schwächegefühl / Kollaps)
- Dysentrie (entzündliche Erkrankung des Dickdarms)
- Schwere Pertussis (Keuchhusten)
- Schwerer Husten
- Magen-Darm-Kanal
- Dysmenorrhoe (Prämenstruelle Syndrom = PMS sowie Regelschmerzen)
- Erbrechen und Durchfall nach Schreck
- Innenohrschwindel bei Kreislaufschwäche
- Schwindel mit heftigem grünen Brechdurchfall und Durstgefühl
- Durchfall nach Weintrauben Pfirsichen
- Kollaps-Zustände/Ohnmacht
- Trockene Augen
- Hitzekollaps – Kältegefühl und Kalter Schweiß
- niedriger Blutdruck mit Kopfschmerzen Schwindel und kaltem Schweiß
- Neigung zu allgemeinen tetanischen Krämpfen
- Asthma cardiale
- Akute Infektionskrankheiten mit Kreislaufschwäche
- Schwindel – Schwankschwindel
- akute, allgemeine (krampfartige Störung der Motorik)
- Depressionen
- Quälende Bronchitis
- akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung (Schock Kollaps kalter Schweiß)
- Gefäßnerven
- totale Erschöpfung
- Typhöse Darmerkrankungen
- Cholera nostras
- Schwangerschaftserbrechen
- Kreislaufschwäche
- Brechdurchfall mit Fieber
- Verlangen nach Hering Sardinen
- Verstopfung (besonders Babys und Kinder – kalter Schweiß)
- Vergiftungs-Schock Kollaps kalter Schweiß blaue Haut
- Kinder – Tics
- Durchfall mit großer Schwäche Ohnmacht und viel Durst
- Stuhlinkontinenz (unbemerkt bei Kollaps oder Schock)
- Darm Grippe besonders im Sommer
- Adnexe
- Lebensmittelvergiftungen mit heftigem Erbrechen
- Darmgrippe
- Uterus
- Darmentzündung
Verbesserung bei
- Bewegung
- Beschäftigung
- Wärme
- hinlegen / Liegen
Verschlimmerung bei
- Aufregung
- Berührung
- geistiger Arbeit
- körperlicher Anstrengung
- Sekret-Verlust
- nassem und kalten Wetter
- In der Nacht
- Im Herbst
- Kalte Getränke
- Kälte
- Vor der Menstruation
Symptome
Das Mittel bei rapide absinkender Lebenskraft und totaler Entkräftung / Kollaps
- der Patient hat kalten Schweiß auf der Stirn
- der Patient hat einen kalten Atem und eine kalte Zunge
- dem Patienten mangelt es an Lebenswärme (Verschlechterung durch Kälte)
- der Patient hat ein blasses, blaues, eingefallenes Gesicht
- der Patient wird im Liegen rot und blass beim Aufstehen
- der Patient hat Verlangen nach Sauerem, und unstillbaren Durst auf kaltes Wasser
- der Patient friert, will aber trotzdem kaltes trinken
- der Patient leidet an Durchfall mit Erbrechen
- der Patient leidet unter voluminösem Durchfall (hat kolik-artige, schneidende Bauchschmerzen)
- der Patient leidet unter lang-anhaltendem starken Erbrechen
- der Patient ist sehr stark erschöpft
- der Patient ist völlige entkräftet oder hat einen Kollaps (leidet unter einer Erkrankungen mit rapide absinkender Lebenskraft)
- der Patient hat einen unstillbaren Durst auf kaltes Wasser und/oder saure Getränke
- der Patient leidet gleichzeitig unter Gastroenteritis mit Erbrechen und Diarrhoe
- der Patient leidet an Erbrechen und Diarrhoe (während Menstruation mit Dysmenorrhoe)
- der Patient verspürt Verlangen nach kalten Getränken und Obst
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