Ein Mensch besteht nicht nur aus Zellen, Organen, Blut, Knochen, Muskeln und Geweben. Das was ihn und sein Wesen ausmacht, ist viel mehr. So bezeichnet man die Summe der körperlichen und psychischen Eigenschaften eines Menschen als seine Konstitution.
Konstitution kommt aus dem Lateinischen und heißt Einrichtung. Man könnte die Konstitution des Menschen damit als seine Einrichtung (wie in einem Haus) oder seine körperlich, geistige und seelische Ausstattung beschreiben. Dazu gehören vererbte körperliche Merkmale, durch Umwelt, Erziehung, Sozialisation geprägte Verhaltensmuster und Denkweisen, Charaktereigenschaften und Temperamente.
Auch die Reaktionsweise des Einzelnen auf äußere Einflüsse, Veränderungen und therapeutische Maßnahmen machen die individuelle Konstitution aus. Entsprechend geht man davon aus, daß bestimmte Konstitutionstypen zu bestimmten Erkrankungen neigen.
In der Geschichte der Anthropologie wurden verschiedene Konstitutionslehren entwickelt, um die Menschen in ihrer köperlich-geistig-seelischen Struktur einordnen zu können. Grundlegend ist die Einteilung der klassischen Temperamente (Choleriker, Sanguiniker, Phlegmatiker und Melancholiker). In der modernen Medizin bezeichnete Kretschmer später die Konstitution als angeborene Körperverfassung, die er dann in leptosom, athletisch und pyknisch unterteilte und diesen Typen ordnete er dann die Neigung zu bestimmten Erkrankungen zu.
Auch in der Homöopathie spricht man von Konstitutionstypen, wenn es darum geht, bestimmten Menschentypen bzw. Persönlichkeiten ähnliche Arzneimittelbilder zuzuordnen. Dies geht auf die Beobachtung zurück, daß es Gruppen von Menschen gibt, die bestimmte Erkrankungen bekommen und in deren Verlauf für sie typische Reaktionsweisen zeigen.
Das sog. Konstitutionsmittel ist das Mittel, welches den Menschen unterstützen soll, wieder in das seinem Wesen entsprechende körperliche, seelische und geistige Gleichgewicht zurück zu kommen. Dabei gibt es in der Homöopathie unterschiedliche Auffassungen. Manche gehen davon aus, daß ein Mensch sein Leben lang immer nur ein bestimmtes Konstitutionsmittel benötigt, um Krankheiten und Ungleichgewichte zu beseitigen. Andere sind der Auffassung, daß ein Mensch eine ihm eigene Konstitution hat, die im Lauf seines Lebens durch Traumata, Prägung, Erziehung, erbliche Belastungen, therapeutische Maßnahmen oder Umweltbelastungen überlagert wird. Es kommt dann zu verschiedenen Beschwerden, die sich wie die Schichten einer Zwiebel um das eigentliche Wesen des Menschen bilden und die sog. Krankengeschichte ausmachen.
Aufgabe der Homöopathie ist es dann, diese Schichten mit verschiedenen homöopathischen Mitteln (Konstitutionsmitteln und Akutmitteln) zu beseitigen, um zum ursprünglichen Wesen des Menschen vorzudringen. Für die Beseitigung jeder Schicht wird dann das passende Mittel verabreicht, welches der konstitutionellen Situation dieser Schicht (Beschwerde) am ähnlichsten ist. Daher werden Konstitutionsmittel hauptsächlich in der Behandlung von chronischen Erkrankungen eingesetzt.
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