Warum werden homöopathische Mittel potenziert und warum gibt es verschiedene Potenzen?
Potentia kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Macht, Gewalt. Das Wort wird aber auch im Sinn von Leistungsfähigkeit, Zeugungsfähigkeit oder Kraft verwendet.
Zu Beginn seiner Arbeit als homöopathischer Arzt stellte Samuel Hahnemann immer wieder fest, daß die verabreichten Mittel zwar die gewünschte Wirkung gemäß dem von ihm postulierten Ähnlichkeitsgesetz bei seinen Patienten zeigten, diese aber teilweise mit starken Nebenwirkungen der verabreichten Mittel als reine Substanz zu kämpfen hatten.
Gemäß dem Motto „Versuch macht klug“ begann er, die verabreichten Arzneimittel zu verdünnen. Dabei stellte er fest, daß die Nebenwirkungen mit zunehmender Verdünnung auch tatsächlich nachließen. Gleichzeitig verminderte sich aber auch die Heilwirkung des Mittels. Das war für ihn nur ein mittelmäßig zufrieden stellendes Ergebnis und er forschte weiter.
Nach weiterem Ausprobieren fand er dann heraus, daß die Arzneisubstanzen ihre tatsächliche Heilkraft (Potenz) und das gesamte Wirkspektrum durch Verreibung bzw. Verschüttelung entfalteten. So wurden die verdünnten Ursubstanzen zusätzlich mit Milchzucker verrieben (im Mörser für 3 x 20 Minuten) und in alkoholischer Lösung verschüttelt (mit mehreren kräftigen Schüttelschlägen auf einen prall elastischen Untergrund). So kam es, daß Substanzen wie z.B. Natrium muriaticum (das Kochsalz) oder Carbo vegetabilis (Holzkohle) auf einmal von alltäglichen Gebrauchsgegenständen in den Stand eines homöopathischen Heilmittels erhoben wurden – natürlich nach vorheriger Arzneimittelprüfung an Gesunden.
Die Kombination aus Verdünnung und Verreibung bzw. Verschütteln nannte er Potenzierung und im Lauf seiner Tätigkeit als homöopathischer Arzt entwickelte er verschiedene Potenzen. Dies sind die noch heute gebräuchlichen D-, C- und LM/Q-Potenzen.
D-Potenzen Dezimal
Verdünnung: 1:10 – 1 Teil Arzneisubstanz und 9 Teile Trägersubstanz
Anwendungsgebiet: Einsatz in privaten Hausapotheken zur Behandlung leichter akuter
Erkrankungen, hauptsächlich organische Wirkung
C-Potenzen Centesimal
Verdünnung: 1:100 – 1 Teil Arzneisubstanz und 99 Teile Trägersubstanz
Anwendungsgebiet: Einsatz in privaten Hausapotheken bei Grundkenntnissen der Homöopathie,
hauptsächlich im therapeutischen Bereich zur Behandlung akuter und
chronischer Erkrankungen, sowohl organische als auch emotional und
geistige Wirkung
LM-/Q-Potenzen Quinquagintamillesimal
Verdünnung: 1:50.000 – 1 Teil Arzneisubstanz und 49.999 Teile Trägersubstanz,
das Verfahren ist aufwändiger. Hier wird in jeder Potenzstufe 100 mal ver-
schüttelt
Anwendungsgebiet: hauptsächlich zur Behandlung von chronischen Erkrankungen, da diese
Potenz gleichzeitig mild und tief wirkt. Bei Patienten mit geschwächter
Vitalenergie (z.B. Krebspatienten) wird diese Potenz eingesetzt
Die LM-/Q-Potenzen sind die Quintessenz von Hahnemanns Schaffen und er bezeichnete sie als die vollkommenste Dynamisationsform, die er hauptsächlich in den letzten Jahren seines Schaffens in Paris einsetzte.
Den Vorgang der Herstellung homöopathischer Mittel und des Potenzierens hat Hahnemann in seinem theoretischen Grundlagenwerk, dem Organon der Heilkunst in den Paragraphen §§ 264-271 festgeschrieben.
Auch wenn dies widersprüchlich erscheint, ist der Arzneimittelreiz mit steigender Potenz stärker und die Wirkung tiefgreifender, obwohl materiell weniger Substanz enthalten ist. Dies ist in Zusammenhang damit zu sehen, daß die Wirkung eines homöopathischen Mittels nicht auf physischer Ebene wie eine chemische Substanz wirkt. Daher wird der Organismus auch nicht zusätzlich belastet. Vielmehr wirkt die die Homöopathie auf energetischer Ebene in Form eines Reizes, der die Vitalkräfte des Körpers mobilisiert und zur Heilung animiert.
Die Wahl der passenden Potenz zur Behandlung von erkrankten Menschen richtet sich nach unterschiedlichen Kriterien.
- Menschen mit schwacher Vitalenergie benötigen einen schwachen Reiz, Menschen mit starker Vitalenergie können mit einem stärkeren Arzneimittelreiz behandelt werden;
- Je nach Empfindlichkeit des Patienten wird mit einer niedrigen Potenz bei empfindlichen und eine höhere bei weniger emfindlichen Patienten gearbeitet;
- Die Berücksichtigung der Natur der Krankheit; hoch akute Beschwerden wie starke Blutungen, ein Schock oder ein Schlaganfall benötigen auch einen starken Arzneimittelreiz, daher wird hier auch eher mit hohen Potenzen die bereits stark fortgeschritten sind und den Organismus entsprechend stark geschwächt haben, eher mit tieferen Potenzen behandelt;
- Weiterhin wird die Natur des Arzneimittels berücksichtigt; schnell wirkende Mittel werden eher in höheren Potenzen gegeben;
Homöopathie ist eine Heilkunst und so gibt es trotz einiger Richtlinien stets Therapeuten, die aufgrund von eigener Erfahrung die Potenzwahl entsprechend gestalten und damit auch Heilerfolge erzielen.
Abschließend kann man sagen, daß die Vielfalt der Potenzen und ihrer Anwendung auf der Entwicklung der Homöopathie an sich beruht und die Wahl der Potenz sich stets an der individuellen Gesamtsituation des erkrankten Menschen orientiert.
Karma Drölma Wangmo meint
Danke für die gute Erklärung. Ich nehme grad Arnica c 200 nach meiner Kiefer-OP und Salbei, brauche weder das Tramal noch Novalgin was mir der Arzt verschrieben hat. Ich mache vieles auch bei meinen Katzen mit Schüssler und Co. Schön das es immer mehr solche Seiten gibt . Und Menschen Umdenken und bewusster leben. Namaste