Man verwendet das „Küchenschelle“ genannte Mittel für Menschen, deren Wesen als sanft und nachgiebig, dabei oft auch unentschlossen beschrieben wird. Sie sind anhänglich, fröhlich und flexibel, dennoch gleichzeitig konfliktscheu. Als Kinder und anmutige weibliche Wesen empfindet ihre Umgebung sie als „niedlich“, was sie nicht unbedingt gern hören. Es handelt sich phänotypisch in der Regel um den nordeuropäischen blonden Vertreter mit blauen Augen. Bei Krankheiten werden diese Personen weinerlich und launisch, sie können dann nicht alleine sein, sondern suchen Gesellschaft, bei der sie Trost finden. In ihrer Ernährung können sie fettiges Essen wenig bis nicht vertragen.
Zu wem passt Pulsatilla pratensis?
Dieses homöopathische Mittel hilft besonders gut den sogenannten Kindfrauen. Dabei handelt es sich um Frauen, die schon äußerlich eher zierlich wirken und diese Ausstrahlung für ihre Intention einsetzen, nicht reifen zu wollen. Statt erwachsen zu werden, suchen sie Schutz und Geborgenheit in einer Ehe beziehungsweise generell bei ihrem Partner, der sogar ein Kollege (Kollegin) oder guter Freund sein kann. Kindfrauen ertrinken vielfach in ihren ständig wechselnden Emotionen, wegen derer sie große Schwierigkeiten haben, die Realität anzuerkennen. Sehr typisch sind große Stimmungsschwankungen vom klassischen „Himmel hoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ nur wenige Minuten später. Dabei habe diese Frauen durchaus eine positive Ausstrahlung, man beschreibt sie als mitfühlend und anhänglich, auch können sie sehr tolerant sein. Dennoch halten sie an ihrer Meinung fest und lassen sich von anderen Menschen nur bedingt beeinflussen und auch nur dann, wenn sie durch Argumente, verbunden mit großer Zuwendung, gut überzeugt werden. Wenn sie Mütter werden, entsprechen sie dem klassischen Bild dieser Rolle, das traditionell die Bereiche „Heim und Herd“ vorgibt. Die ehemaligen Kindfrauen gehen nun in der Erziehung der eigenen Kinder auf und kümmern sich vorbildlich um den Haushalt, wofür sie Anerkennung erwarten. Auf ihre Karriere verzichten sie meist ab dem Zeitpunkt der ersten Mutterschaft, auch stellen sie die eigene Selbsterfüllung hintan. Zwangsläufig können sie ohne ihre Familie nicht mehr leben, in der sie sehr zufrieden sein können, wenn man ihnen die nötige Aufmerksamkeit zuteil werden lässt. In diesem Moment versuchen sie nicht mehr, ihr Leben zu ändern, warum sollten sie das auch tun.
Erkrankungen der Kindfrauen und Pulsatilla
Die beschriebene Art von Frauen sind, wenn sie nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten, schnell gekränkt und verletzt. Hier findet sich eine – wenn nicht die wichtigste – Wurzel ihrer gesundheitlichen Probleme. Die Frau ist dann übelgelaunt, sie weint und jammert, wodurch sie ihrer Umgebung signalisiert, dass ihr Zuwendung fehlt. Sollte ihr diese nicht umgehend zuteil werden, kommt es unweigerlich zu körperlichen Problemen, beispielsweise Kopf- und Rückenschmerzen. Hier setzt Pulsatilla als wichtiges Konstitutionsmittel an. Es hilft dem sehr femininen Frauentyp, der äußerlich durch helle Haare und blaue Augen, psychisch durch eine weinerlich-depressive Gestimmtheit erkannt wird. Bei den Erkrankungen dieser Frau ohne und mit Fieber, begleitet von vielen gelblich-grünen Absonderungen, kommt Pulsatilla zum Einsatz, ebenso bei Beschwerden infolge von fettem Essen beziehungsweise unkontrolliertem Durcheinanderessen, das auf den Magen-Darm-Bereich durchschlägt. Bei Erkältungen ist Pulsatilla ebenfalls hilfreich. Den Frauentyp, dem durch Pulsatilla am ehesten geholfen wird, bezeichnet man treffenderweise als „Pulsatilla-Frau“. Diese geht in ihrer Familie vollkommen auf, sie ist dort aufmerksam und ganz besonders liebevoll, was sich oft zu übersteigerter Mutterliebe auswächst. Wenn Angehörige diese Gluckenhaftigkeit abwehren, kann die Frau recht ärgerlich werden. Andererseits ist sie die ideale Pflegerin, wenn ein Familienmitglied – dazu zählen auch Haustiere – erkrankt. In diesem Fall kann sie ihre Liebe vollends ausleben. Das gibt ihr selbst Halt, weswegen sie die Familie in jedem Fall sucht. Wenn sie diese nicht findet, wendet sie sich einer religiösen oder pseudo-religiösen Gemeinschaft zu, wobei sie ihre Hinwendung bis zum milden Wahn steigern kann. Diese Gemeinschaften können gern Selbsthilfegruppen sein, in die sich die Kindfrau aufopferungsvoll einbringt. Homöopathen wie Ärzte gehen bei diesem Frauentyp von einem zumindest leicht gestörten Hormonhaushalt aus, der vielfach von der Schilddrüse kommen kann. Dagegen hilft Pulsatilla. Typische Beschwerden treten während der Pubertät durch unregelmäßige Monatsblutungen auf, während der Schwangerschaft und nach der Geburt eines Kindes. Gegen folgende typische Frauenleiden kommt Pulsatilla zur Anwendung:
- Wehenschwäche und Krampfwehen, wobei die Geburt erleichtert wird
- geringe Milchbildung und schmerzende Brüste
- unregelmäßiger Eisprung und mangelnde Fruchtbarkeit
- Hitzewallungen von Frauen in den Wechseljahren
- Depressionen
Pulsatilla-Frauen vertragen fette Speisen nicht, sie bekommen davon Durchfall und einen trockenen Mund, wollen jedoch nichts trinken. Typische Beschwerden dieser Frauen empfinden diese als Schmerz zwischen den Schultern oder stechend im Nacken. Ziehende Schmerzen in Ober- und Unterschenkeln sind ebenfalls oft anzutreffen, was diese Frauen sehr unruhig macht, sie frieren und können nicht schlafen. Alle Körperglieder, die oft den Ort wechseln oder nicht bedeckt sind, schmerzen schnell. Nachts kommt es zu trockenem Husten, rechtsseitigen Kopfschmerzen an der Schläfe und zeitweilig verstärktem Tränenfluss.
Pulsatilla pratensis für Kinder
Pulsatilla pratensis wird bei kleinen, zierlichen und feingliedrigen Kindern angewendet. Diese werden im Gesicht schnell rot, unmittelbar danach werden sie auch schnell wieder sehr blass. Sie sind sanft und anhänglich, haben oft Angst und sind deswegen ständig in der Nähe der Mutter. Alleine empfinden sie große Unsicherheit, als kleine Kinder wollen sie ständig umhergetragen werden und weinen sofort beim Weggehen von Mutter oder Vater. Wenn diese Kinder etwas älter geworden sind, antworten sie aus Unsicherheit erst dann auf Fragen, nachdem sie ein Elternteil angeschaut haben. In sicherer Umgebung wiederum, also vorwiegend daheim, reden sie zuweilen sehr viel. Ihre Aussagen wirken dabei höchst unreif und werden von nicht allzu wohlwollenden Erwachsenen und älteren Geschwistern als „dummes Zeug“ abgetan. Als Teenager sind diese Personen eher Mitläufer, sie ergreifen keine eigene Initiative. Das kann dahin führen, dass sie selbst niemals ein Gespräch beginnen. Wenn ihnen Unrecht geschieht, was oft vorkommt, können sie sich nicht wehren und verkriechen sich stattdessen. In ihrer Familie brauchen und geben sie viel Zärtlichkeit. Überwiegend wirken sie sehr ordentlich und gleichzeitig sehr kindlich. Probleme bereiten sie normalerweise nicht, denn ihnen übertragene Aufgaben erfüllen sie immer gewissenhaft, ohne zu protestieren. Diese Rolle füllen sie aus, bis ein jüngeres Geschwisterkind zur Welt kommt. Danach werden die Pulsatilla-Kinder sehr eifersüchtig und machen auf sich aufmerksam, indem sie versuchen, ihren Dickkopf durchzusetzen. Sie sind dann schnell gereizt, werden wütend und bekommen körperliche Beschwerden, welche die körperliche Entwicklung unter Umständen verzögern. Das erweckt den Eindruck, als ob sie ein Kleinkind bleiben und die frühere Beziehung zu den Eltern wieder herstellen möchten, die aus ihrer Sicht durch die Geburt des Geschwisterkindes durchtrennt wurde. Im Versuch, Aufmerksamkeit zu erhaschen und die Eltern zurückzugewinnen, nehmen die Pulsatilla manchmal jüngeren Geschwistern das Spielzeug weg und schikanieren es auf subtile Weise. Ihre Eifersucht richtet sich stets gegen jüngere, kindlichere Geschwister, niemals gegen die ältere Schwester oder den älteren Bruder. Auch möchten Pulsatilla-Kinder nicht alleine zu Bett gehen, denn dort haben sie vor dem Einschlafen Angst vor Räubern und Monstern, vor Geistern und gefährlichen Tieren. Die Kinder schlafen schlecht ein und möchten auch nicht ins Bett, weil dies eine Trennung von Mutti und Vati bedeutet. Nach dem Zubettgehen begeben sie sich gern nochmals auf Wanderschaft, durchstreifen die Wohnung mit dem Lieblingskuscheltier im Arm, bis sie im Bett ihrer Eltern gelandet sind. Dort verzichten sie gern auf die Decke, denn sie besitzen eine große innere Wärme, weswegen sie oft die Füße unbedeckt lassen. Sollte es in der Familie Stress geben, leiden Pulsatilla-Kinder unter Albträumen. Auch neigen sie zu Ohrenentzündungen. Bei diesen und anderen Beschwerden, vorwiegend Erkältungen und Magen-Darm-Beschwerden, hilft Pulsatilla in den vom Homöopathen empfohlenen Dosen diesen Kindern ganz vorzüglich.
Pulsatilla beim Mann
Pulsatilla-Männer zeichnen sich ebenfalls durch ihr wechselhaftes Wesen aus, dabei sind sie gleichzeitig zärtlich und liebenswürdig, andererseits auch launisch. Sie sorgen sich aufopferungsvoll um ihre Angehörigen, die Familie ist ihnen heilig. Im Gegensatz dazu besteht vielfach eine gewisse Angst vor Frauen, die sich zur Abneigung steigern kann. Eine andere Strategie besteht darin, sich eine starke, führende Frau als Mutterersatz zu suchen. Wenn sie ihre familiäre Umgebung gut arrangiert haben, fühlen sich Pulsatilla-Männer dort sehr wohl und möchten diese Umgebung nicht verlassen. Sie leiden manchmal unter Beschwerden mit ihren Geschlechtsorganen, andererseits kann ihr Sexualtrieb erhöht sein. Pulsatilla kommt bei ihnen zur Anwendung in folgenden Fällen:
- Atemwegsprobleme mit laufender oder verstopfter Nase, aus der gelblich-grünes und schlecht riechendes Sekret austritt
- Krampfhusten mit demselben Sekret, wobei der Krampfhusten abends nach dem Hinlegen entstehen kann
- Grippe mit Ohrenschmerzen
- Augeninfektionen mit Lichtempfindlichkeit
- Verdauungsbeschwerden
Die Beschwerden erhöhen sich beim linksseitigen Liegen, durch fettes Essen und bei Überwärmung. Kalte Getränke und Bewegung im Freien wiederum sind hilfreich.
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